Yakumo und Kojo 01
Eigentlich hatte sich Yakumo mit einigen Edelsteinen beschäftigen wollen. Wäre ihm da nicht was in die Quere gekommen, was keinen Aufschub erlaubte. Kumo war darüber verärgert. Der Vorarbeiter seiner Mine war gekommen und hatte von einem Unglück berichtet. Zehn der Sklaven waren dabei ums Leben gekommen und drei Weitere waren schwer verletzt. Wären es weniger gewesen, hätte er das noch verkraften können, aber jetzt musste er neue Arbeiter kaufen. Eigentlich hatte sich der Drachenmischling auf einen gemütlichen Tag vorbereitet, in denen er einem bestimmten Edelstein einen ganz bestimmten Schliff verpassen wollte. Aber das konnte sich Kumo abschminken. Zusammen mit seinem Vorarbeiter trat er durch einen Riss und betrat den Sklavenmarkt. "Kares, du hättest besser aufpassen sollen... zehn Stück." Er beschwerte sich leise bei Kares. Der große Mischling war auch ein Sklave, doch er hatte Sonderrechte. Er war Vorarbeiter und hatte das volle Vertrauen seines Herren. "Verzeiht, Herr... Ich sagte es ja, einer von ihnen hat versucht, zu fliehen, und dabei die Stützen umgerissen. Als wenn er die Anderen mit sich nehmen wollte." erklärte Kares. "Ja, und das hat er ja dann wohl auch. Sonst wären nicht so viele gestorben." Kumo seufzte leise und sie schlenderten an einigen Lustsklaven vorbei, die natürlich besonders gut angepriesen wurden. Yakumo zog seine Kapuze tiefer und musterte die zarten und zum Teil filigran zerbrechlichen Sklaven. Er selber war auch schlank und wunderschön. Seine Hände waren lang und schmal, und er wäre wohl auch ein Sklave geworden, hätte ihn sein Vater nicht zufällig gefunden. Als er fünf Jahre war, hatte sein Vater ihn entdeckt und von einem Händler gekauft. Es war pures Glück gewesen, denn seine Mutter hatte ihn nicht gewollt und hatte ihn verkauft. Aber egal. Kumo hatte etwas Anderes im Kopf und konnte darüber nicht weiter nachdenken. Ein Händler mit Arbeitern kam in seinen Blick und er steuerte drauf zu.
Lautstark pries der Echsenmischling die Arbeiter an, die in dem steinernen Käfig neben ihm standen ... große, kräftige Sklaven jeglicher Mischung, die aus den unterschiedlichsten Gründen so tief gesunken waren. Anah verkaufte nur noch den Abschaum - Sklaven, die nurmehr für die niedrigsten, schwersten Arbeiten geeignet waren, Sklaven, die bei der Arbeit sterben konnten und entbehrlich waren. Die Kunden, die zu ihm kamen, wollten genau diese Art von Sklaven - wohlwissend, daß nur schwere Ketten und der Kuß der Peitschen die aufmüpfigen Männer bei ihrer Arbeit hielten. Gerade hatte der Echsenmischling zwei störrische Sklaven an eine Mühle verkauft, als er ein bekanntes Gesicht sah und sofort ein heischendes Lächeln aufsetzte, das seine scharfen Reißzahnreihen zeigte. "Ah, Meister Yakumo ! Es ist mir wie immer eine Ehre, euch zu sehen. Braucht ihr wieder neue Ware ? Ich habe gerade erst eine Ladung neuer Sklaven hereinbekommen, sie sind ideal für eure Mine, mein Herr ...."
Kumo konnte den Händler nicht wirklich leiden, aber Anah hatte nun mal als Einziger genau die Sklaven, die er für die Mine brauchen konnte. "Ich habe heute Zehn verloren... ein Unfall." erklärte er knapp. Zuviel musste Anah ja auch nicht wissen. "Du weißt, was ich brauche. Stark, ausdauernd und möglichst keine Diebe." Mit denen hatte er wirklich IMMER seine Probleme gehabt. Kares blieb bei seinem Herren. Man sah ihm regelrecht an, daß er Anah nicht leiden konnte. Auch er war bei ihm gewesen, bevor Yakumo ihn gekauft hatte. Er war einer der ersten Sklaven gewesen und der Einzige, der die siebzig Jahre, in denen es die Mine schon gab, überlebt hatte.
"Aber natürlich, mein Herr ! Ich habe genau das Richtige für euch, Meister Yakumo." Mit den Worten drehte der Händler sich um und öffnete den Steinkäfig, um die Sklaven darin tief anzuknurren, damit sie aufstanden und sich dem Käufer zeigten. Die meisten Sklaven knurrten zurück und es brauchte einen Peitschenschlag des Aufsehers an der Seite, daß sie endlich gehorchten und aufstanden. Es waren alles Sklaven, die nicht nur muskulös, sondern groß waren - mit einer Ausnahme. Ein schwarzblauer Schatten regte sich erst jetzt und knurrte tief, ehe auch er sich langsam aufrichtete und ebenso langsam aufstand und seine Schwingen am Rücken faltete. Anders als die anderen Sklaven war er nicht nur an einem Fuß, sondern auch an einer Schwinge angekettet, damit er nicht einmal im Traum daran dachte, Ärger zu machen.
Genau der fiel Yakumo, wie auch Kares auf. Kares roch schon, daß der Ärger machen würde, sagte aber nichts weiter. Erst, als alle Männer aus dem Käfig waren, seufzte er leise. "Acht Stück, dann werde ich wohl alle kaufen. Auch wenn der Schwarze da etwas aufmüpfig aussieht." Der Geflügelte hatte zwei Ketten und das fiel doch ziemlich auf. "Aber ich nehme ihn trotzdem mit." Kumo öffnete einen Beutel und legte Anah einen blauen Edelstein in die Hand. "Das müsste reichen." Der Stein war wertvoll, aber nicht so wertvoll wie ein krumengroßer Stein von denen wert war, die er in seiner Mine abbaute.
Der Echsenmischling nahm den Stein und bedankte sich heischend ... dann rief er seinen Aufseher und dieser schloß die Ketten des Geflügelten auf, kettete sie dann aneinander und nickte, als so dafür gesorgt war, daß er nicht davonfliegen würde, denn der zweifingerdicke Eisenring in seinem Flügel hielt den Sklaven davon ab, seine Schwinge auch nur ein wenig zu heben. Dann stieß ihn der Aufseher mit seinem Stock nach draußen und der Schwarze knurrte wütend, doch er fügte sich widerwillig und blieb bei den anderen Sklaven, auch wenn er seinen neuen Herrn wütend musterte. "Ihr braucht euch nicht zu sorgen, Meister Yakumo - er ist zwar kleiner und nicht so massig, doch er hat ebensoviel Kraft und ist ein Selbstheiler. Auch seine Flügel sind kein Problem, durch die Federn kann er sich selbst wärmen und braucht keine Decken und kann auch die Loren besser ziehen, da er das Gewicht einsetzen kann. Er wird euch gute Dienste leisten, solange ihr ihn mit Schlägen immer an seinen Platz erinnert. Und noch ein Vorteil: Er wird euch niemals beleidigen können, mein Herr, denn er ist stumm, auch wenn er sehr gut hören kann."
"So, stumm ?" Kumo musterte den Geflügelten. Man sah dessen Wut, sie brannte in den blauen Augen. Er war aufmüpfig, aber das war nichts, das Kares nicht in den Griff bekam. Der brachte schon mal an jedem Sklavenreif eine Kette an. So kettete er alle Acht aneinander und nahm den Schwarzhäutigen ganz nach vorne, weil er ihn da besser im Griff hatte. "Meinst du, daß du die nächsten Tage noch frische Ware bekommst ? Mir fehlen noch zwei Arbeiter ?" Yakumo fragte bei Anah kurz nach. Er wollte dann noch einmal kommen und zwei Sklaven dazu kaufen.
"Wenn ihr einen Moment warten wollt, mein Herr - ich kann euch in wenigen Momenten noch zwei Sklaven besorgen, ich habe heute Vormittag eine Lieferung bekommen und nur noch nicht für den Verkauf fertiggemacht ?" Anah wartete eine Antwort gar nicht ab, sondern zischte zu einem anderen Echsenmischling an der Seite, der kurz nickte und dann nach hinten verschwand. Keine fünf Minuten später kam er mit zwei anderen, kräftigen und großen Sklaven wieder, die sicherlich für Minenarbeit geeignet waren und zerrte sie zu den Anderen, um sie hart an den Ketten haltend dem Drachenmischling vorzustellen.
Wie es aussah, waren die Zwei noch gar nicht erzogen, geschweige denn jemals in Gefangenschaft gewesen. Kares würde das schon regeln. Der Eine sah sehr gut aus, vielleicht würde sich Yakumo ein mal ein wenig mit ihm die Zeit vertreiben. "Ich nehme sie auch noch." legte er fest und holte noch einen Edelstein aus seinem Beutel. Er war weniger wert als der Blaue, doch war er nicht weniger schön. "Somit hätte ich alles, was ich benötige. Deine Dienste waren wie immer schnell und zuvorkommend, Anah." Kumo lächelte und bedankte sich so bei dem Händler.
Während der ganzen Zeit hatte der Geflügelte kein Auge von diesem Käufer genommen - es war ihm egal, daß er an einen anderen Ort gebracht wurde, das, was ihn interessierte, war eine Möglichkeit, zu entkommen. Doch der zweifingerdicke Metallring in seinem Flügel verhinderte dies - der Ring und die Kette, die ihn mit seiner Fußfessel verband. Er war schon in mehr Minen, Feldern und Arbeitsfarmen gewesen, als er sich noch erinnern konnte - doch es war ihm egal, er war in einem Arbeitslager aufgewachsen und hatte niemals etwas anderes gelernt. Viele meinten, daß Kojo auch nicht gut hören konnte, weil er stumm war - doch er hörte mehr als nur gut, er war nur störrisch, er fügte sich immer nur, wenn er genügend Schläge bekommen hatte, um ihn dazu zu zwingen. Der Geflügelte konnte bisher nur zweimal entfliehen - und bei beiden Malen war er gescheitert, wurde wieder eingefangen und hatte dafür büßen müssen. Er ahnte, daß er bei diesem Herrn wieder eingesperrt war - Minen bedeuteten meist, daß man das Tageslicht nicht mehr sah, außer man starb. Ein Schicksal, das ihn unwillkürlich aufknurren ließ und er wandte den Blick seiner harten, vor Wut dunklen Augen auf den Aufseher dieses neuen Herrn, denn dieser war ebenso ein Sklave, doch er war sich nicht zu fein, die niedrigeren Sklaven zurechtzuweisen. Kojo haßte Vorarbeiter - und diesen haßte er schon jetzt, noch ehe sie von dem Verkaufsstand weg waren.
Kares bemerkte den Blick sehr wohl und fletschte seine Fänge ein wenig. Er würde ein Auge auf den Geflügelten haben. Kares war inzwischen erfahren genug, daß er sah, wenn Jemand aufmüpfig war und wenn er auf Jemanden besonders aufpassen musste. Kojo war genau so ein Kandidat. Er löste sich kurz und kettete die beiden Letzten auch noch an. Yakumo war dann auch endlich fertig und als Kares nach vorne kam und die Kette mit den Sklaven daran aufnahm, öffnete sein Herr einen Riss und der Grauhäutige ging voran, um die neuen Sklaven durch den Riss zu zerren. Erst, als alle durchgetreten waren, kam Kumo nach und verschloss den Riss hinter sich wieder. Sie standen jetzt mitten im Lager. Einige der anderen Sklaven schliefen gerade, während Einige zu den Neuen blickten und nebenher ihre Ration Fleisch und Obst aßen. "So, meine Herren. Ich hoffe, ihr benehmt euch. Bei mir habt ihr es wahrscheinlich besser, als sonstwo. Verspielt diese Chance nicht. Kares hier ist der Vorarbeiter. Er ist schon am Längsten hier und genießt mein volles Vertrauen und zum Grossteil den Respekt der Anderen. Ihr arbeitet im Schichtdienst. Ihr bekommt genug Schlaf, gutes Essen und frische Luft, wenn ihr eure Ruhezeit habt." Kumo nickte zu dem vergitterten Höhlenausgang. Der Ausgang war riesig und einige der Sklaven saßen dort und genossen die frische Luft. Kares nahm den Sklaven derweil einzeln die Ketten ab und tauschte die Halsreife gegen Neue, die einheitlich zu den Anderen waren und das Sigel Yakumos eingeprägt hatten.
Als der Vorarbeiter zu Kojo kam, zog er die Lippen weit über die langen Fänge zurück - er fühlte, daß dieser Sklave ihn nicht leiden konnte und es beruhte auf Gegenseitigkeit. Erneut erwachte ein Knurren in der Kehle des Schwarzen und er wich ein wenig zurück, da er sich nicht sicher war, was das für Halsreifen waren. Die Rede seines neuen Herrn hatte ihn herzlich wenig beeindruckt - was nutzte ihm ein Gitter mit Frischluft, wenn er nicht hindurch und in Freiheit kommen konnte. Und Obst brauchte er ebensowenig wie einen weiteren Halsreif, der auch noch mit einem Zeichen geschmückt war.
Kares fletschte ebenso die Fänge, dann packte er die Kette, an der Kojo noch hing und zog ihn mit einem Ruck zu sich. "Halt still, verdammt." fluchend, legte er ihm das neue Halsband an und nahm das Alte ab. Ebenso nahm er die Kette ab, die im Flügelring war. Kojo konnte hier nicht wegfliegen, also brauchte er auch keine lästige Kette. Kumo nickte nur, er war zufrieden mit den neuen Sklaven. "Wenn was Wichtiges ist, dann komme zu mir." rief er Kares noch zu und verschwand dann durch einen Riss. Yakumo hatte noch zu tun, jetzt konnte er sich um das Schmuckstück kümmern. Einer der Mayhem wollte es in einer besonderen Form geschliffen haben und es war nicht leicht, einen Mayhem zufrieden zu stellen. Kaum war Kumo weg, nickte Kares. "Ich will keine Toten oder Schwerverletzten haben !" Er wusste, was gleich passieren würde, es war immer so, wenn Neue kamen. Rangkämpfe waren unvermeidbar.
Und sie waren auch wichtig, um böses Blut von Anfang an zu vermeiden. Sobald ihr neuer Herr weg war, wirbelte der schwarze Geflügelte herum, schlug mit seiner Schwinge nach dem Ersten, der ihn angreifen wollte und warf ihn an die Wand, an der dieser mit einem erstickten Keuchen runterfiel und einfach liegenblieb. Dann waren auch schon Andere an dessen Stelle und griffen Kojo an, denn er war der Kleinste der Neuen und damit scheinbar leichte Beute. Doch der Stumme war nicht so wehrlos, wie die Größeren dachten - seine Krallen waren hart und scharf genug, tiefere Wunden zu reißen, seine Fänge eine ebenso gefährliche Waffe und er zeigte auch, daß Anah nicht gelogen hatte, als er sagte, daß der Geflügelte trotz der geringeren Größe und Muskelmasse fast so viel Kraft wie die Großen besaß. Es dauerte lange, bis Kojo sich freigekämpft hatte - doch schließlich unterlag auch er und knurrte laut, als ein Mischling ihn zu Boden schmetterte und seinen krallenbewehrten Fuß auf die Kehle des Schwarzen setzte.
"Osije ! Genug jetzt !" Kares griff ein. Die Ränge waren jetzt geklärt. Aber Kares wusste, daß gerade Osije etwas mehr Temperament hatte. Der fügte sich leise knurrend und ging zu seinem Schlafplatz zurück, um seine Wunden zu lecken. "Hast dich gut geschlagen." wisperte der Grauhäutige zu Kojo und lächelte kühl. Der Kleine hatte sich für den Anfang einen guten Rang erkämpft. Er und noch ein paar Andere der Neuen standen noch so mehr oder weniger. "Ihr bekommt noch Fleisch. Die Schicht dieser Gruppe fängt in vier Stunden an." Dann wandte er sich ab und ging in die Schächte, um nach der anderen Schicht zu sehen. Unter seinem Rang gab es noch zwei in jeder Gruppe, die gewisse Pflichten hatten. Sozusagen die Gehilfen von ihm. Auch sie waren nach ihm am Längsten hier und hatten sich ihre Ränge hart erkämpft und gefestigt.
Noch immer leise knurrend, legte der Schwarze seine Schwingen an und zog die Brauen tief in seine Augen - dann ging er zum vergitterten Ausgang und legte sich in eine der Ecken, schlang seine Schwingen wie eine Decke um sich und schloß die Augen, um in einen leichten Wachschlaf zu fallen. Daß an seinem Körper noch immer das Blut der Kämpfe klebte, beachtete er nicht - ein Minenarbeiter hatte keine Gelegenheit, sich oft zu waschen, Wasser wurde zum Trinken benötigt und nicht dazu, sich sauberzumachen. Nach den Rangkämpfen würde eine Weile Ruhe herrschen und so nutzte Kojo die Zeit, um sich auszuruhen - er würde seine Kraft noch früh genug brauchen und er hoffte, daß seine Essensration ihn sättigen würde, da er wegen seiner Schwingen so viel zu essen brauchte wie die großen Sklaven.
Essen bekamen die Neuen reichlich. Kojo bekam die gleiche Ration wie die Großen und so war dies auch kein Problem, daß er wieder zu Kräften kam. Die würde er in der Schicht noch brauchen.
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Seit Kumo die neuen Sklaven gekauft hatte, waren etwa vier Wochen vergangen. Er selber hatte in diesem Zeitraum wenig Zeit gehabt. Er hatte sich um den Schliff des Edelsteins gekümmert. Der lag jetzt fertig auf einem Samtkissen und sah eigentlich recht unscheinbar aus. Wenn man davon absah, daß er Hunderte von feinster Facetten im Schliff hatte und etwa so groß war ein Taubenei. Erst, wenn ein Wesen mit Feuermagie den Stein berührte, würde dieser seine volle Schönheit zeigen. Er selber nahm ihn kurz auf und sogleich erwachte ein grüngelbes Schimmern in dem Schwarz des Steines. Als Kares hereinkam, um seinen Bericht abzuliefern, legte Yakumo den Stein wieder zurück in den Samt und verschloss dann die Schatulle. "Nun, wie sieht es aus ?" fragte der Drachenmischling und wartete geduldig auf den Bericht. "Drei der Neuen sind schon tot. Zwei sind sich gegenseitig an die Gurgel gegangen und den Einen musste ich leider töten... verzeiht Herr." Kares war immer unwohl, wenn er von Tode der Arbeiter berichten musste. Kumo wusste das, er war aber nie wirklich böse, weil es unvermeidbar war, leider. "Der Geflügelte muss immer wieder mit der Peitsche erinnert werden, daß er nicht aufmuckt. So etwas Bockiges habe ich noch nie gesehen." erklärte Kares weiter. Heute hatte er ihn schon wieder strafen müssen. "So, so... ich werde gleich mitkommen und eine Inspektion machen." Mit den Worten erhob sich Kumo und nickte zu Kares, der neben ihm herging und berichtete, daß sie kurz vor einer neuen Ader waren. Die ersten Vorboten davon waren schon zu erkennen. Eine Nachricht, die Yakumo doch sehr freute. "Der Geflügelte hat gerade Pause, nicht wahr ?" hakte er kurz nach und Kares nickte. "Ja, Herr. Er hatte eben wieder gekämpft. Er arbeitet sich rasch hoch in der Rangliste. Anah hatte Recht gehabt. So ungern ich es zugebe." Kumo lachte leise und zog Kares kurz zu sich herab, um ihn zu küssen. "Ich mag ihn auch nicht, aber seine Ware ist gut. Er würde sich eher die Zunge abbeißen, als mich zu belügen. Dafür bin ich ein zu guter Kunde." Kares trauerte den Lippen seines Herren gleich nach dem Kuss etwas nach. Er liebte seinen Herren wie keinen Anderen, er würde für ihn durchs Feuer der Hölle gehen. Als sie in der Höhle angekommen waren, nickte Kumo. Die meisten Sklaven schliefen oder verbrachten ihre Zeit an der großen vergitterten Öffnung, um etwas Sonne zu tanken.
Auch der Geflügelte saß an dem Platz am Gitter, den der sich erkämpft hatte. Niemand wagte es mehr, ihm diesen Platz streitig zu machen, an dem er am Längsten die Sonne genießen konnte - der Letzte, der es versucht hatte, mußte schwerverletzt zum Heiler gebracht werden. Kojo dachte darüber nicht nach ... er war in Minen aufgewachsen und kannte kein anderes Leben, er wußte, daß er sich seinen Rang hart erkämpfen mußte und daß es immer Schwächere oder Stärkere als ihn geben würde. Dadurch, daß er stumm war, fanden sich auch keine Anderen, die mit ihm reden würden - Freundschaften kannte Kojo nicht und erwartete sie auch nicht, er war es zufrieden, am Gitter zu sitzen, Kraft zu tanken und die Sonnenstrahlen seinen schwarzen Körper und auch seine schwarzen Flügel regelrecht aufheizen zu lassen. Erst, als er die wohlbekannten Schritte von Kares hörte, reagierte Kojo und öffnete die saphirblauen Augen - fast augenblicklich begannen sie unter seinem Haß zu brennen, denn es war nicht nur der verhaßte Vorarbeiter mit seiner Peitsche, sondern auch ihr Besitzer, den Kojo nun sah, und er knurrte unbewußt wieder tief und drohend auf.
So lenkte er auch gleich Kares und Yakumos Aufmerksamkeit auf sich. Kumo musterte den Aufmüpfigen und Kares zischte ein "Hör auf zu knurren !" zu dem Geflügelten. Einige der Anderen beobachteten ihren Herren. Einige hofften zum Teil, daß er sie in die Felle holen würde. Es bedeutete eine Nacht Pause von der Arbeit, die sie in weichen Fellen verbringen konnten. Aber Kumo hatte jetzt den Geflügelten im Blick und wartete scheinbar drauf, daß er auf Kares reagierte.
Und das tat Kojo auch - sein Knurren wurde noch rauer und dunkler, und er fletschte die langen Fänge, auch wenn er seinen Körper ansonsten nicht einen Haarbreit bewegte. Der Schwarze war nicht dumm - wären sie allein, hätte er nun den ersten Peitschenhieb kassiert, doch er wußte, daß Kares in Gegenwart seines Herrn nicht so schnell zuschlug und er wußte auch, weshalb dieser Drachenmischling gekommen war. Kojo konnte sehr gut hören - und die übrigen Gefangenen waren nicht gerade leise, wenn sie darüber redeten, daß sie darauf hofften, daß ihr Herr sie für seine Fellfreuden mitnehmen würde. Gerade dann benahmen sie sich besonders gut und der Geflügelte verachtete sie alle dafür, daß sie sich wie gut erzogene Hunde benahmen, die hofften, mit ihrem guten Benehmen einen Extraknochen und eine Streicheleinheit zu bekommen. Er verstand nicht, weshalb die Anderen so versessen darauf waren, zu dem Hellhäutigen in die Felle zu kommen - er hatte das immer gehaßt und zwei der anderen Minenarbeiter erkannten zu ihrem schmerzhaften Leidwesen, daß Kojo es Niemandem gestattete, ihn auf diese Weise zu berühren. Seither hatten sie ihn in Ruhe gelassen - nur manchmal streiften ihn verachtende oder auch gierige Blicke, die er jedoch allesamt ignorierte. Und nun suchte sich dieser Lackaffe von Herr ein neues Spielzeug für die Nacht - ein Gedanke, der den Zorn in Kojo noch schürte und auch unbewußt dafür sorgte, daß er die Schwingen langsam zurücknahm und die Krallen ein wenig krümmte.
Gerade, als Kares die Peitsche hernehmen wollte, hielt Kumo ihn mit einer Handbewegung zurück. "Ich nehme ihn mit, bring ihn in meine Gemächer, Kares." Der Grauhäutige nickte gehorsam und ging auf Kojo zu. "Steh auf und komm mit !"
Schon als der Titanenmischling zu ihm kam, war Kojo aufgestanden und breitete langsam seine Schwingen aus, während er die krallenbewehrten Hände abwehrbereit vor sich hielt. Er schüttelte kurz den Kopf und wich noch weiter zurück, während man in seinen vor Haß brennenden Augen sehen konnte, daß er sich nicht kampflos mitzerren lassen würde. Hätte er eine Stimme gehabt, so hätte er dem Aufseher und seinem Herrn jedes Schimpfwort an den Kopf geworfen, das er je gehört hatte - doch da er stumm war, konnte er nur wütend und haßerfüllt knurren und auf diese Weise klarmachen, was er von den Beiden hielt.
Kares ließ sich davon aber nicht beeindrucken, kam in einer raschen Bewegung näher und packte den Arm Kojos, um ihn hochzuziehen. Dabei steckte er schon Einiges ein. Es gelang ihm aber und er versuchte den Zappelnden, um sich Schlagenden und Beißenden unter Kontrolle zu bekommen. Gerade die Schwingen bereiteten ihm große Probleme, da steckte enorme Kraft hinter. "Halt still, verdammt !"
Doch gerade das war das Letzte, das der Schwarze wollte und so schlug er seine Fänge in die Schulter des Titanenmischling, als dieser seine Arme wie Fesseln um ihn schlang. Einer der Flügel Kojos war zwischen ihren Körpern eingequetscht und der Kleinere versuchte vergeblich, sich damit freizudrücken - die Schwingen waren stärker als seine Arme und mit der freien Schwinge schlug er aus, fegte einige der Minenarbeiter zur Seite und riß seine Krallen durch die Muskeln des um zwei Köpfe größeren Titanenmischlings, da er in seinem Zorn und seiner Panik nurmehr versuchte, zu entkommen.
Kares knurrte dunkel auf bei dem Schmerz, bekam dann aber den Flügelring des freien Flügels zu packen und zog fest daran. Das hatte die erwünschte Wirkung. Kojo schmerzte es so, daß er vergaß, sich zu wehren, und so bekam der Grauhäutige auch den zweiten Ring zu fassen und somit Kojo in den Griff. Er war jetzt hinter dem Aufmüpfigen, hatte ihn an beiden Flügelringen gepackt und konnte ihn so vor sich herschieben. Yakumo hatte alles beobachtet, er würde Kojo wohl an das Bett ketten müssen. Die Ringe in den Schwingen eigneten sich dafür ganz wunderbar.
Der Schmerz ließ die Wut des Schwarzen noch weiter ansteigen und er versuchte vergeblich, sich einzustemmen ... erst, als sie vor ihrem Herrn angekommen waren, blieb Kares stehen und Kojo knurrte so laut und haßerfüllt, wie er nur konnte, ehe er dem Drachenmischling das Blut des Vorarbeiters ins Gesicht spuckte und auf diese Weise unmißverständlich klar machte, was er von ihm und dessen Plänen für die Nacht hielt. Kojo wußte, daß der Andere sich seinen Spaß gönnen würde - und er wußte auch, daß der Drachenmischling ihn anketten würde, denn er hatte es niemals anders erlebt. Doch bis er gekettet war, würde der Geflügelte sich wehren, so gut es ihm möglich war, auch wenn Kares durch die Ringe dafür sorgte, daß er seine Flügel nicht mehr nutzen konnte, ohne seine Muskeln zu zerreißen oder sogar Knochen zu brechen.
Yakumo wischte sich das Blut mit der Hand vom Gesicht und leckte es dann ab. Seine Augen fingen etwas an zu schimmern, und genau das sorgte dafür, daß die anderen Sklaven sich etwas zurückzogen. Jedenfalls Diejenigen, die beim letzten Aufstand dabei gewesen waren. Dort hatten sie Yakumo erlebt und es war etwas, das sie nicht vergessen würden. Dann aber wandte sich der Drachenmischling ab und ging schweigend voran. Kares schob Kojo wieder vor sich her. Der Geflügelte würde noch baden müssen und Kares würde dafür sorgen, daß er das tat.
Natürlich hatte auch Kojo von diesem Aufstand gehört - doch das hinderte ihn nicht daran, noch immer zu bocken und sich gegen den Titanenmischling einzustemmen, der ihn zu dem Riß zerrte, den ihr Herr geöffnet hatte. Erst, als sie hindurchgegangen waren, schloß sich der Riß wieder, doch der Schwarze achtete nicht auf seine Umgebung, da er zu einem riesigen, dampfenden Wasserbecken geschoben wurde. Kojo wußte ganz genau, was das bedeutete: Er sollte sich waschen, damit sein Herr einen sauberen Sklaven für seine Gelüste hätte. Doch diese Freude würde er ihm versauen und so verstärkte Kojo seine Anstrengungen noch, knurrte und fauchte und schlug seine Krallen in jedes Bißchen Haut, das er von Kares erwischen konnte, ohne daß er dabei seine Flügel brach, die Jener noch immer an den Metallringen festhielt.
"Schlimmer als ne Katze zum Baden zu bewegen." fluchte Kares und fauchte selber leise, als er schon wieder einen Kratzer abbekam. Dann, kurz vor dem Becken, gab er Kojo einen kräftigen und eher für ihn unerwarteten Schubs und so landete der Geflügelte mit einem lauten Platschen in dem warmen Wasser. "Du kannst dann gehen, ich komme alleine klar." Yakumo öffnete für Kares einen Riss und als der Grauhäutige hindurchgegangen war, ließ Kumo den Kimono von seinen Schultern gleiten. Er würde schon dafür sorgen, daß Kojo badete.
Der Schwarze war einen Moment lang viel zu überrascht, um zu reagieren - doch dann tauchte er auf und schnaubte, schüttelte kurz den Kopf, um das Wasser aus seinen Augen zu bekommen und hob langsam seine Schwingen aus dem heißen Wasser, das sofort von den Federn abperlte, ohne sie zu nässen. Dort, wo er stand, färbte sich das heiße Wasser von dem Schmutz der Mine und dem Blut, das an seiner Haut klebte - sein Eigenes und auch das der anderen Minensklaven, so wie auch das von Kares. Dann fiel der Blick Kojos auf den Drachenmischling, der sich ausgezogen hatte und erneut erwachte ein tiefes Knurren in seiner Kehle, als er von ihm zurückwich und die Schwingen halb erhob, da er so am Besten zuschlagen konnte.
Kumo war aber nicht dumm, er formte seine eigenen Schwingen aus seinem Rücken. So konnte er sich ebenso wehren, wie Kojo es tat. Er selber hatte halb gefiederte und halb lederne Schwingen, die ein harmonisches Bild abgaben. "Du wirst es mir sicher nicht leicht machen. Aber ich kann damit leben." Mit den Worten stieg er ins Wasser, wohlwissend, daß hier gleich ein Kampf stattfinden konnte.
Das Knurren des Schwarzen vertiefte sich noch, als er weiter zurückwich, denn daß der Drachenmischling die Schwingen hin- und auch wieder wegformen konnte, war ein unschätzbarer Vorteil. Und Kojo ahnte auch, daß dieser schlanke Drachenmischling stärker war, als er aussah - etwas, das seine Instinkte Amok laufen ließ und so tat er das Einzige, das ihm übrigblieb, und griff an. Er täuschte einen Schlag seiner Schwingen vor, tauchte unter dem antwortenden Schlag durch und verbiß sich in dem hellen Fleisch Yakumos, das er nun erreicht hatte, wohlwissend, daß er sich nun in dessen Reichweite begeben hatte, doch er war nicht der Typ, der einfach feige floh.
Kumo fauchte, denn Kojo hatte ihn an der Schulter erwischt und sich dort festgebissen. Der Sklave kämpfte dreckig und listig, damit hatte Yakumo aber gerechnet und er schlug seine Krallen in die Ansätze von dessen Schwingen, damit er den Biss wieder löste. Diese Stelle war schmerzhaft, das wusste er aus eigener Erfahrung.
Und wie erwartet, löste der Schwarze den Biß, um aufzuschreien - aus seiner Kehle drang zwar nur ein leiser undefinierbarer Laut, doch er zeigte, daß ihn dieser Griff schmerzte. Doch dieser Schmerz schlug innerhalb eines Herzschlages in Wut um und er biß in den Hals seines Besitzers, denn er war Schmerzen gewohnt und ihm war alles lieber, als von diesem Drachenmischling angekettet und vergewaltigt zu werden.
Kumo keuchte leise, dann glommen seine Augen leicht auf und er knurrte immer dunkler. Sein Körper wandelte sich. Es war selten, daß er sich in seine Halbform brachte, aber hier war es leider notwendig. Yakumos Körper wuchs um Einiges, so daß er etwa so groß wurde wie Kares. Er wurde auch etwas breiter. Mit den Klauen packte er fest zu und schleuderte Kojo somit von sich und aus dem Wasserbecken, so daß der Sklave weit flog und ein Stück über den polierten Marmorboden rutschte.
Heiser aufkeuchend, versuchte Kojo sich wieder aufzurichten - es knackte leise, als einer seiner Flügelknochen dabei brach und er fletschte die Fänge, als er sich langsam erhob und zu dem Drachen blickte, der zu ihm kam. Der schwarze Sklave wußte, daß er gegen ihn keine Chance hatte - doch er wollte verflucht sein, wenn er sich kampflos wie ein Feigling nehmen ließ und so wich er weiter zurück, während seine gebrochene Schwinge sich langsam wieder heilte.
Yakumo ging weiter auf ihm zu, er wartete, bis die Schwinge geheilt war, und drängte den Sklaven somit langsam in die Höhle, in der er sein Schlaflager hatte. Kojo fixierte ihn die ganze Zeit und sah so nicht, wohin er auswich. Erst, als sie näher am Bett waren, griff Kuma blitzschnell an, packte Kojo und warf ihn auf das breite, mit blutroten Fellen belegte Bett. Im nächsten Moment war er auch schon über ihn gekommen und pinnte ihn mit einer Hand in die Felle, um mit der Anderen die Ketten an den Ringen in den Schwingen anzubringen.
Verzweifelt versuchte Kojo sich zu wehren und schlug die Krallen seiner Hände und Füße in das Fleisch des Drachenmischlings, knurrte und fauchte und versuchte, seinem Los zu entkommen. Erst, als die kurzen Ketten in die Ringe einschnappten, hielt er einen Moment inne - doch dann brüllte er lautlos auf und spuckte auf Yakumo, versuchte, ihn von sich runterzustoßen und schlug auch mit dem Flossenende seines Schweifes in das Gesicht des Größeren. Er wollte verdammt sein, wenn er nachgab und sich willig von ihm nehmen ließ - und das ließ er ihn auch spüren, auch wenn er es ihm nicht sagen konnte.
Kuma wich den Schlag im letzten Moment aus. Er war nicht langsam in dieser Form, sondern eher noch schneller, als in seiner Normalform. Kein Wunder, er war ein Drachen- und Vampirmischling. Knurrend packte er die Hände Kojos und legte ihm noch Ketten an die Handgelenke. Erst, als dies geschehen war, stieg der Mischling vom Bett und ging erneut ins Bad, um sich selber nochmal kurz zu waschen. Danach würde er Kojo zeigen, wer der Herr war und das anders, als dieser es kannte.
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